Programme

Von Brahms bis Brecht...

Liederabend mit Werken von J.Brahms, A.Dvořák, J.Suder und K.Weill.

Silke Schrape Sopran, Robert Bärwald, Klavier

Im ersten Teil des Konzertes widmen sich die beiden Künstler dem Themenschwerpunkt Johannes Brahms. Seine Lieder profitieren von Brahms´ Wirken als Klavierbegleiter, denn der Klavierpart hat neben einer außerordentlichen Expressivität auch stark unterstützenden Charakter gegenüber der Singstimme. Das Ausdrucksspektrum der ausgewählten Stücke reicht von volksliedhafter Schlichtheit, emotionsgetragenen Dialogen bis zu klangvollen Seelenbildern. Liebe, Tod und die Sehnsucht danach sind die zentralen Motive innerhalb dieser Gruppe.

Wegen dessen Meisterschaft und formaler Strenge wurde Johannes Brahms vom tschechischen Komponisten Antonín Dvořák verehrt. Brahms wiederum förderte und unterstütze Dvořák in dessen Schaffen. Mit Dvořáks Zyklus „Zigeunerlieder“, der 7 Lieder umfasst, endet der erste Teil der Konzertes.

Nach der Pause tauchen die beiden Protagonisten in den musikalischen Zeitgeist des 20.Jahrhunderts ein. Aus dem Zeitalter des Pluralismus greifen sie sehr gegensätzliche Kompositionsstile heraus.

Der Komponist Joseph Suder lässt sich auf die unterschiedlichsten Dichter ein. Auch verfasst er selbst Texte und vertont diese. Die Verquickung der Themen Liebe, Natur und Tod findet sich in seinem gesamten Lied-Oeuvre. Mit dieser inhaltlichen Parallele und den klanglich-sphärischen Verwandtschaften schlägt er eine Brücke zu Brahms, was sich insbesondere bei den Liedern „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ und „Todessehnsucht“ zeigt. Suder erweitert jedoch das harmonische Spektrum, indem er sich an die Harmonik Richard Wagners anlehnt.

Aus der kongenialen Werkschmiede von Bertolt Brecht und Kurt Weill entstammt der letzte Teil des Programms. Der „Barbarasong“ und die „Ballade vom angenehmen Leben“ sind der Dreigroschneoper entnommen. Die Dreigroschenoper spiegelt wunderbar das Lebensgefühl der 20er Jahre wider und war damals als Kulturereignis politisch höchst umstritten aber epochemachend. Allen diesen Stücken ist eine Drastik in der Sprache, den Bildern und den dargestellten Beziehungen eigen, die die Zuhörer wie die Interpreten in die Zeit der wilden Zwanziger katapultiert.

 

Presseresonanz

„Meerfahrt mit bissiger Steuerfrau

Der Übergang von der Spätromantik in die Klassische Moderne geschah in Deutschland fließender als anderswo. Diesen Eindruck hinterließ zumindest der Liederabend, den die Sopranistin Silke Schrape mit dem Pianisten Robert Bärwald im Konzertsaal der Fürther Musikschule gab. Vielleicht lag es aber auch an der chamäleonartigen Wandlungsfähigkeit der Sängerin, dass der Bogen von Brahms zu Weill so bruchlos geschlagen wurde.

Tückisch sind jene Kunstlieder, in die Johannes Brahms die Lyrik seiner Zeitgenossen goss. Diese Musik kommt vordergründig volksliedhaft, verdächtig schlicht daher. Wer darauf hereinfällt und das scheinbar Einfache genau so krude interpretieren will, fällt schnell auf die Nase. Unter der polierten Oberfläche lauern spitze Klippen.

Nur kurz währt die Befürchtung, Silke Schrape könnte ein weiteres Opfer dieser klug komponierten Emotions-Schnappfallen werden. Die Stimme ist zart timbriert und kann sehr mädchenhaft klingen. Wenn es aber darum geht, energisch zu werden, wenn kraftvolle Aufschwünge verlangt sind, verwandelt sich das Schmuse-Organ ganz schnell in ein Lichtschwert mit laserheller Höhe. Eine Selbstbespiegelung wie Brahms’ Heinrich-Heine-Vertonung «Der Tod, das ist die kühle Nacht» biegt Schrape zum Dreiminuten-Psychogramm um, in dem jede Phrase, jedes Artikulationsdetail zielführend sitzt. Die «Meerfahrt» atmet expressive Dramatik, der Robert Bärwald mit stets kantablem Ton den nötigen Druck und das unabdingliche Strukturgerippe mitgibt, um Schrapes fast exaltierte Vokal-Höhenflüge zu stützen. Setzt sie sich mit «Liebestreu» oder «Ewiger Liebe» auseinander, verkörpert sie gewiss nicht das Heimchen am Herd, sondern eher die moderne Frau, die um sich zu beißen versteht.

Fein, hinterfragt, fragil gelingen dem Duo Antonín Dvoráks «Zigeunerlieder» – und bleiben doch kleine Bravourarien statt folkloristischer Miniaturen. Ecken und Kanten hat die späte Spätromantik des Grenzgängers Joseph Suder (1892–1980) – und Silke Schrape zelebriert das Raue und Schräge ebenso lustvoll aus, wie Suders beinah kitschige Romantik-Reminiszenzen: War hier je Pathos, dann hat es sich verflüchtigt.

Schließlich darf es noch eine Portion Brecht/Weill sein. Silke Schrape, die auch Erfahrung als Schauspielerin hat, pendelt zwischen Schlampe und missbrauchtem Mädchen, macht Lachen und Weinen und begeistert an diesem Abend in der Musikschule auf ganzer Linie. HvD“

Fürther Nachrichten vom 20.11.07


 

IMPRESSUM
DATENSCHUTZERKLÄRUNG